Die Mutter aller Lerntechniken
Es gibt eine Technik, zu der bekennt sich praktisch jeder Weltmeister und Weltrekordhalter. Sie geht auf die Römer zurück, und wurde auch in den frühen Universitäten gerne genutzt.
In Studien hat sie eindeutig positiv abgeschnitten. Anfänger können innerhalb von weniger als einer Stunde Übung Listen von 20 Gegenständen auswendig lernen. Profis merken sich 400 Ziffern in 5 Minuten. Die Reihenfolge von 52 Spielkarten in unter 30 Sekunden. Sie ist ein regelmäßiger Gast in Talkshows und bei Wetten dass?! Auch Verona Poth war begeistert, nachdem sie bei einer Sendung von Günther Jauch durch den damals amtierenden Weltmeister Gunther Karsten in diese Technik eingeführt wurde.
Schlicht: Es gibt keine bessere Methode, kurzfristig viel Stoff auswendig zu lernen. Wer sich an dem Wort kurzfristig stört, bedenke bitte, das man sich für die meisten Prüfungen kurzfristig vorbereiten muss, zum Beispiel unter zwei Wochen.
Für langfristiges Lernen ist die Locitechnik immernoch das Mittel der Wahl, wobei aber viele Wiederholungen des Stoffes unersetzlich werden.
So funktioniert die Locitechnik
Vorraussetzung ist, du hast eine Liste von Bildern. Diese Bilder repräsentieren beim praktischen Lernen Stichworte. Beim Gedächtnissport stehen die Bilder für Zahlen, Worte, Binärzahlen, Spielkarten oder was auch immer. Wenn ich von Bildern rede, meine ich nicht unbedingt nur visuelle Eindrücke. Ein Bild kann in deiner Vorstellung auch Ton und Textur haben. Im Artikel zur Schlüsselwortmethode beschreibe ich, wie man diese Bilder erhält.
Als nächstes sucht man sich einen bekannten Ort aus. Das eigene Zuhause ist gut geeignet für erste Versuche. In einer Reihenfolge, zum Beispiel immer links an den Wänden entlang sucht man sich Punkte, an denen man im Geiste Gegenstände hängen oder verknüpfen kann. Oft nennt man diese Punkte auch Haken.
Die Haken verknüpft man jeweils mit einem Bild. Es gibt eine natürliche Reihenfolge dieser Haken, die dir möglichst intuitiv sein sollte, also lieber was erscheint dir zuerst logisch, als kompliziert über die beste Reihenfolge nachzudenken.
Manche gehen grundsätzlich im Uhrzeigersinn vor, andere gegen ihn. Das Gedächtnis ist da sehr tolerant.
Als Haken taugt jeder ansatzweise markante Punkt. Kleiderhaken, Spiegel, Fenster, Waschbecken, Stuhl, Tisch, Arbeitsplatte. Alles wo man mit etwas Fantasie etwas drauflegen, anheften, aufspießen oder anderweitig festmachen kann.
Am langlebigsten sind Verknüpfungen, wo Bild und Platz sich gegenseitig beeinflussen. Am Messerblock wird die Melone (Melanom) aufgespießt. Im Waschbecken wird Blut abgewaschen (für Hämmorrhagie). Meerrettich (Merozoyten) wird auf ein Bild an der Wand geschmiert.
Die zwei großen Fehler die fast jeder macht
Der erste große Fehler, den leider fast jeder macht, und ich habe ihn am Anfang auch gemacht: Zu früh aufgeben. Es dauert einige Wochen, bis man die Technik so beherrscht, dass der Vorteil im praktischen Lernen offensichtlich wird. Das Gehirn passt sich an diese Arbeitsweise an, und du lernst wie du die Technik für dich am Sinnvollsten benutzt.
Der zweite große Fehler, den leider auch fast jeder macht, und den ich ebenfalls begangen habe: Zu wenig Routen. Eine Route ist ein Ort den man für die Locitechnik verwendet. Man kann für die praktische Prüfungsvorbereitung mindestens 30-50 dieser Listen gut gebrauchen. Am Anfang hat man natürlich nicht so viele Routen. Aber man muss sich selbst dazu anfeuern, das so schnell wie möglich zu vergrößern.
Routen gibt es überall, weil es oft schon reicht, an einem Ort ein oder zweimal gewesen zu sein. Beispiele:
- An der Universität/Hochschule gibt es dutzende Institute und Räumlichkeiten
- Arzt- und Tierarztpraxen
- Geschäfte, Restaurants
- Schwimmbäder, Sporthallen, Fitnessstudio
- Parks und Zoos
- Wohnungen von Freunden und Verwandten
- Hotels im Urlaub
- Größere Haltestellen
So kommt man schnell auf 50 potentielle Listen. Es hilft, eine schriftliche Liste anzufertigen. Am Besten jetzt, sofort!
Man sollte diese Technik mit den Disziplinen des Gedächtnissports üben, zumindest am Anfang. Einfache und kurze Anleitungen dazu gibt es auf www.memoryxl.de. Später brauchst du die Listen nicht mehr vorzubereiten, du kannst sie direkt mit Prüfungsstoff belegen.
Manche kommen auf die Idee eine schriftliche Liste von Punkten anzufertigen. Da bin ich kein Freund von. Denn das braucht Zeit und somit ist die Hemmung neue Routen anzulegen größer. Auch passt man Routen im Laufe der Zeit an, weil auch bekannte Orte sich im Gedächtnis immer weiter verfeinern mit der Zeit.
Warum ist diese Technik so effektiv?
Genau weiß das noch niemand. Man braucht kein MRT um zu vermuten, dass der Orientierungssinn eine große Rolle spielt. Jeder kennt das Phänomen, dass Informationen über eine Örtlichkeit recht effektiv gespeichert werden.
Dann ist ein Ort in dem man sich aufhält immer größer als man selbst. Klingt trivial, aber faszinierenderweise kann man sich ein Bild besser merken, wenn man sich ebenfalls als kleine Figur in dem Bild sieht, und sich das eigentlich kleinere Bild als Umgebung vorstellt.
Zuletzt soll noch erwähnt werden, dass wir die Fähigkeiten des Unterbewusstseins ausnutzen. Geistige Vorstellungen haben ein Eigenleben. Dieses Eigenleben ist zwingend notwendig, denn sonst wäre jede Vorstellung als würden wir ein Video Bild für Bild im Kopf zeichnen wollen. Völlig unpraktisch. Stattdessen lernt das Unterbewusstsein, geistigen Vorstellungen ein Verhalten zu geben.
Die Vorstellungskraft ist der Ausweg aus der Aufmerksamkeitsregel die besagt, man könne zwischen 4 und 10 Dinge gleichzeitig im Kopf behalten.