
Die Schlüsselworttechnik
Eselsbrücken für Wörter
Eine Technik, die viele bereits einsetzen, auch ohne sie als Technik zu kennen, ist die Schlüsselworttechnik für Vokabeln. Beispiel: Pedestrian ist das englische Wort für Fußgänger. Ein Schlüsselwort wäre jetzt etwas, was sich ähnlich anhört, aber eine bekannte Bedeutung hat. In diesem Fall per pedes. Ein Merkspruch dazu wäre dann “Der Fußgänger reist per pedes - Pedestrian!”
Noch besser ist es, wenn ein anschauliches und greifbares Bild entsteht, zum Beispiel für pectoral (Brustmuskel) Paket. Es ist nicht wichtig, dass Wort und Schlüsselwort irgendetwas miteinander zu tun haben, außer dem Klang.
Schlüsselwörter in der Medizin
Ziel ist immer, ein anschauliches Bild für einen bestimmten Begriff zu bekommen. Natürlich hilft es, die wahre Bedeutung der lateinischen oder griechischen Wörter zu kennen. Aber oft ist eine völlig unverwandte aber dafür viel anschaulichere, lustigere oder gar abstoßende Bedeutung noch bedeutungsvoller.
- Azidose: Nazidose (Eine Dose mit Hakenkreuz)
- Superior: Suppe, Superman
- digitalis: Digitaluhr
- flexor: Flex (Trennscheibe, und was man damit alles anrichten kann)
- bizeps: Nun ja… hier ist der Bizeps als Bild schon bekannt genug, zur Not tut es auch Popeye oder Spinat.
- Trizeps: Dreirad (Tri für Drei)
- lateral: Latte
- medial: Met oder Mett
- Scapula: Drakula, Cappy
- Humerus: Humus, Hummel
- Radius: Rad, Speiche (Radius bedeutet Speiche)
- Ulna: Ulla
- Metacarpus: Mett und Karpfen
Diese Technik kennt keine Tabus. Positive und Negative Emotionen verstärken nur die Assoziation.
Wenn wir für Prüfungen lernen, haben wir gegenüber den Gedächtnissportlern im Wettkampf den Vorteil, dass unsere Liste von Stichpunkten immer einen Kontext hat. Daher braucht man das Stichwort Somatotropin nicht in alle Einzelteile aufteilen. Tomato (englisch für Tomate) als Bild reicht. Der Rest wird vom Unterbewusstsein ausgefüllt.
Die Schlüsselworttechnik ist sehr persönlich. Manche Symbole, die für dich sehr gut funktionieren, funktionieren für andere überhaupt nicht. Der eigene Wortschatz ist individuell, auch je nachdem welche Sprachen man beherrscht, welche Fernsehserien, Filme oder Bücher man gelesen hat und welche Hobbies man ausübt.
Charaktere und Gegenstände aus Film, Fernsehen und Literatur sind auch sehr dankbare Schlüsselwörter.
Der Silbenmixer
Für Wörter, die sich nicht als direkte Bilder eignen, oder sehr lang und zusammengesetzt sind, bleibt noch der Silbenmixer.
Dabei werden die Wörter durch den Mixer gejagt und ein bildliches Wort ausgesucht, welches nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Wort aufweist. Ein paar Beispiele:
- M. flexor carpi radialis: Flackern (Musculus wird für Schlüsselwörter grundsätzlich weggelassen)
- M. flexor carpi ulnaris: gefleckte Uhr
- M. abductor pollicis longus: Apollo
Das schöne daran: sehr ähnliche Begriffe können unter Vermeidung der Ähnlichkeitshemmung unterschieden werden. Dabei muss man dran denken, die Unterschiede einzubauen, wie hier das "r" von radialis und "u" und "r" von ulnaris.
Auf diese Weise gemixte Wörter sind als Bilder manchmal nicht mehr so eindeutig oder leicht zu erinnern. Das macht aber nicht viel, denn durch Kontext und Wiederholung wird die Verknüpfung verstärkt.
Wozu das Ganze?
Bilder sind die Grundlage für den Einsatz der Mnemotechniken. Am Anfang ist es vielleicht schwer, diese Bilder zu finden. Es erfordert Kreativität und wird nach einigen Wochen und mit etwas Übung deutlich leichter. Wichtig ist, keine besonders hohen Ansprüche zu stellen: Ein Schlüsselwort ist gut genug für dich, wenn du es dir bildlich vorstellen kannst, und es dich an das eigentliche Wort erinnert.
Selbst wenn du merkst, dass du dich an eine dieser Verknüpfungen nicht mehr erinnern kannst, ein oder zwei weitere Wiederholungen reichen fast immer aus. Es ist wirklich einfacher, als es am Anfang wirkt.
Schlechte Bilder sind besser als keine Bilder - Mit der Zeit baut sich dann der Kreativitätsmuskel auf!
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