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Wiederholung

Du vergisst immer schneller als du lernst!

Eine der unangenehmen Wahrheiten für Normalsterbliche ist, dass man immer schneller vergisst als man lernt. Je umfangreicher der Stoff, desto schlimmer. Der einzige Weg, diesem Dilemma zu entkommen ist, ein Wiederholungsschema zu benutzen.

Das Leitner-Karteikartensystem

Eine klassische Methode, Wiederholungen zu planen ist das Karteikartensystem nach Leitner. Wissen, vor allem Vokabeln, werden auf Karteikarten geschrieben, auf der einen Seite die Frage, auf der anderen die Antwort. Die Karten werden zuerst in das erste Fach einsortiert, wenn sie gewusst sind, kommen sie in ein höheres Fach, wenn nicht in ein tieferes. Jedes höhergelegene Fach wird immer seltener gelernt.

Dieses System beinhaltet die wichtigsten Faktoren der Wiederholungsplanung: Viele Wiederholungen und mit steigendem Abstand. Der steigende Abstand ist in zweierlei Hinsicht wichtig:

  1. Der absolute Zeitaufwand um denselben Erfolg zu erzielen ist geringer, als bei kleineren Abständen.
  2. Je länger man eine Information nicht wiederholt und sich trotzdem erinnert, desto sicherer kann man sein, dass sie für die kommende Zeit erhalten bleibt.

Mythos Langzeitgedächtnis

Klassischerweise wird das Langzeitgedächtnis und das Kurzzeitgedächtnis unterschieden. Aber gerade wenn man einen sehr hohen Prozentsatz der erlernten Details behalten will, verhält sich das Gedächtnis eher wie ein Lebensmittellager, in denen die Verfallsdaten der einzelnen Lieferungen nur geschätzt werden können, und man nur weiß, was noch gut ist, indem man nachschaut. Alleine durch das Nachschauen jedoch verlängert sich die Haltbarkeit.

Einmal gelernte Details haben ein Verfallsdatum im Gedächtnis, das man nicht abschätzen kann. Mit jeder Wiederholung verschiebst du dieses Verfallsdatum weiter nach hinten.

Im Bezug auf die Leitnermethode wird oft davon geredet, dass eine Information sechs mal wiederholt werden muss, um sie ins Langzeitgedächtnis abzulegen. Diese Aussage hat drei Probleme:

  1. Gegenüber dem Lernen für's Kurzzeitgedächtnis brauchst du (mindestens) sechs mal mehr Zeitaufwand
  2. Die sechste und damit letzte Wiederholung sollte Wochen bis Monate nach der ersten erfolgen. In Prüfungsvorbereitung ist dies schwer realisierbar.
  3. Es ist ein Durchschnittswert, und bei vielen Details, gerade mit Ähnlichkeitshemmung ist der Faktor sechs noch zu optimistisch.

Auf den letzten Drücker

Jeder kennt das Problem, auf den letzten Drücker zu lernen, praktisch jeder hat sich schonmal vorgenommen, früher mit dem lernen anzufangen. Aber die Lernpsychologie sagt uns auch, dass wir mit steigendem Abstand öfter wiederholen müssen. Der Tag vor einer Prüfung kann so "ergiebig" sein, wie eine ganze Woche wenn sie zwei oder drei Monate zurückliegt. Früher anfangen ist nicht schädlich, aber der positive Effekt wird gerne überschätzt.

In vielen Fällen haben wir nur Zeit für eine, maximal zwei Wiederholungen des Stoffes. Eventuell ist es sogar effektiver, die letzte Wiederholung sehr sehr schnell innerhalb von ein oder zwei Tagen durchzuziehen, um in der Prüfung möglichst viele Details kurz vorher gelesen zu haben.

Mnemotechnik und das Wiederholungschema

Für Mnemotechnik gilt ähnliches. In den "Speed" Disziplinen des Gedächtnissports ist meistens 5 Minuten Zeit, um eine Folge von Ziffern, Wörtern oder Spielkarten auswendig zu lernen. Der Abruf folgt sofort.

In der Prüfungsvorbereitung muss ich die Listen, die ich lerne, sofort wiederholen und durchgehen. Irgendwas fehlt immer, auch wenn es vielleicht von 30 Bildern nur eines ist, was mir nicht sofort einfällt, und länger als ein paar Tage werden die Informationen auch nicht bleiben, sofern ich nicht eine weitere Wiederholung einplane.

Mnemotechnik erspart einem also nicht die Wiederholungspflicht. Allerdings hält eine Lociliste wie ich finde länger und mit höherer Erfolgsquote, als durch intensives Lernen. Ganz besonders wenn es um viel Stoff geht. Außerdem ist eine Wiederholung einer Liste sehr schnell: Ich lese den Text noch einmal, und identifiziere die Bilder auf der Route parallel. 

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